Zum Inhalt springen

Irgendwo zwischen Experimenten, raten und abgestürzter Technik: die 3. Auswahlrunde der IBO mit erfolgreicher Schülerin

Ein Wettbewerb reiht sich an den anderen: Vom 18. bis 23. Februar 2024 fand die 3. deutsche Auswahlrunde der Internationalen Biologie Olympiade (IBO) in Kiel statt. Von unserer Schule war dieses Jahr leider nur eine Teilnehmerin dabei: Meret Urban (Klasse 12). Am Sonntag war die Anreise, sechs Stunden mit dem Zug. Kiel begrüßte die 45 Biologen aus ganz Deutschland mit strömendem Regen und Jugendherbergsessen.

Am Montag ging es los zum Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN), dem Olymp der deutschen Auswahlwettbewerbe. Auf dem Programm noch keine Klausuren, „nur“ Crashkurse. Angefangen mit Zoologie, wo wir einen Käfer, der ungefähr die Größe und auch das Aussehen eines Stecknadelkopfes hatte, bestimmen sollten. Weiter ging es mit Botanik. „Passt gut auf mit den Rasierklingen, die sind sehr scharf”, sagten die Betreuer und waren am Ende die einzigen, die sich in die Finger schnitten. Der letzte und für viele schlimmste Crashkurs des Vormittags war der Biochemie gewidmet: Wie misst man Volumina genau ab und welche Pipetten gibt es? „Und vor allem müsst ihr bis morgen diese acht Gleichungen und deren Umformungen kennen, dann noch diese 27 Nachweisreaktionen und bitte ca. zehn verschiedene Titrationen beherrschen…“ Na ja, das ist nicht so einfach, wenn man von all dem noch nie gehört hat, aber auch die Zeit fehlt, sich auch nur die Begriffe abzuschreiben. Wie gut, dass der Abendvortrag an diesem Tag ausfiel und Zeit für einen weiteren Crashkurs blieb, aber dazu später mehr.

Zunächst gab es Mittagessen in der sehr modernen Uni-Mensa, denn auch bei der IBO darf es an Verpflegung für die Teilnehmer nicht mangeln. Zeit darf fehlen, aber Essen nicht. Nach dem Mittag war noch lange nicht Schluss, nun kamen erst die Einheiten zu Molekularbiologie und Bioinformatik. Wenn für viele Biochemie die Hölle bedeutete, so hatten sie bei Bioinfo schon längst aufgegeben. Die Rechner auch, wie sich herausstellte. Bei manchen ließ sich nicht einmal die Datei mit den Aufgaben öffnen…
Zurück in der Jugendherberge folgte noch der abendliche Crashkurs. In dem alles, was tagsüber zu kurz gekommen war, aufgearbeitet werden sollte. Sowohl Teilnehmer als auch Betreuer hatten trotz widriger Umstände noch einen recht langen Atem und erst spät am Abend löste sich die Versammlung langsam auf. Endlich ins Bett, endlich schlafen, um vielleicht im Traum noch einmal die Färbungsmethoden oder die Beschriftung eines Insektenbeines zu wiederholen.

Am Dienstag starteten dann die Klausuren. In der Zoologie sollten eine Heuschrecke bestimmt und ein Auge seziert werden, anschließend gab es Diskussionen darüber, was ekelhafter war. Den größten Zeitdruck gab es in der Biochemie, auch wenn diese sonst erstaunlicherweise machbarer war als die Botanik. Es wurde titriert. Und nachgewiesen, alles rund um Äpfel, die ja um diese Jahreszeit bekanntermaßen besonders reif und stärkehaltig sind. In der Bioinformatik lief es wieder nicht so richtig nach Plan. Weil es so große Verzögerungen gab, wurde uns schon angekündigt, wir würden zur Jugendherberge laufen müssen, weil der Bus nicht warten könne. Das waren wunderbare Aussichten, wenn man gerade an BLAST (einer der Datenbanken) verzweifelte. Die war nämlich von 45 Schülern mit sehr unspezifischen Anfragen etwas überfordert und spuckte gar keine Ergebnisse mehr aus. So kam es, dass viele die praktischen Aufgaben fast nicht lösen konnten. Und dann war auch noch fünf Minuten vor Schluss das WLAN weg. Ein IT-Mensch wurde aufgespürt und herbeigeholt: „Ja, es ist 18 Uhr, da werden hier die Router ausgeschaltet.“ Also mussten sich alle 22 Schüler, die noch da waren, in einen Handy-Hotspot einwählen, um ihre Lösungen abgeben zu können. Der Bus wartete zum Glück trotzdem.

Am Mittwoch stand die Theorie-Klausur an. 4,5 Stunden, Multiple Choice und Langaufgaben, bei denen man aber auch viel kreuzen musste. Alle hatten sie viel Aufgabentext. Nur leider musste man, nachdem man den beim dritten Mal lesen endlich verstanden hatte, trotzdem noch häufig raten. Oder zumindest „educated guessen“. Das Nationalteam aus dem vorletzten Jahr fasste sehr treffend zusammen:


„Text: Das Enzym Unaussprechlichase katalysiert die Reaktion von IstdaseinTippfehleroderheißtdaswirklichsosäure zu Nochniegehörtose.
Aufgabe: Wovon ernähren sich Spinnen?“

Am Mittwochabend war dann zum ersten Mal Freizeitprogramm angesagt, im Kieler Mediendom, einem Planetarium in Miniatur. Obwohl sich das viele Teilnehmer wünschten, schauten wir nicht „Lars der kleine Eisbär“, sondern einen Film über Planeten. Der Abend danach wurde lang, weil nun schon alle Klausuren geschafft waren. Die Sperrstunde der Jugendherberge hielten wir sogar fast ein, man kann sich schließlich auch drinnen mit Tichu lange wachhalten.

Kieler Rathaus und Förde (Kiel liegt nicht am Meer!) bei Nacht

Nach nicht besonders viel Schlaf musste ich leider schon am nächsten Morgen abreisen, die Mathe-Olympiade wartete. So verpasste ich das weitere Rahmenprogramm in Eckernförde und die Preisverleihung am Freitag. Das Ergebnis bekam ich per E-Mail mitgeteilt: Einen 11. Platz und damit eine Qualifikation für die 4. und letzte Runde des deutschen Auswahlwettbewerbs. Mein besonderer Dank geht an Frau Hoppe, die die IBO-Teilnehmer intensiv fördert, aber natürlich auch an alle anderen Lehrer, die versuchen, uns Wettbewerbs-Schüler zu unterstützen oder zumindest unser Fehlen zu ertragen.

In Eckernförde bis zur nächsten „Flut“ verewigt

Frau Hoppe und der Fachbereich Biologie gratulieren herzlich zu diesem Erfolg und wünschen Meret bei der 4. Runde alles Gute!

Text und Fotos: Meret Urban