Der 6h-Kurs des Faches Biologie war zusammen mit Frau Hoppe und Frau Naumann vom 07. bis 14. Juni 2024 auf Fachexkursion im Institut für marine Biologie (IfmB) auf der Isola del Giglio im westlichem Mittelmeer.
Unsere Reise begann voller Vorfreude bereits am Freitagmittag, als wir den Zug Richtung Erfurt bestiegen. Nach über 90 Minuten Verspätung wechselten wir schließlich in einen ICE nach München. Unsere Zugfahrt war sehr unterhaltsam und von Wer-bin-ich?-Spielen geprägt. In München angekommen, blieb uns nur wenig Zeit für ein schnelles Abendessen, da unser Nightjet nach Florenz bereits auf uns wartete. Hier hatten wir zwei Schlafabteile gebucht, doch von Komfort und Geräumigkeit konnte man nicht sprechen. Auf etwa vier Quadratmetern waren sechs Leute untergebracht. Nach einer eher unbequemen und kurzen Nacht erreichten wir Florenz gegen sieben Uhr morgens. Von dort aus folgten noch einige Regionalzüge und schlussendlich eine Fähre, bis wir nach etwa 27 Stunden Reise auf der italienischen Insel Giglio ankamen.
Alle etwas müde, jedoch sehr froh darüber, endlich in Italien angekommen zu sein, bezogen wir unsere Apartments und erkundeten anschließend den Strand.
In Büchern über Giglio lasen wir bereits vor unserer Reise etwas über einen besonders großen Knochenfisch – den Mondfisch (Mola mola) und da wir alle sehr angetan von diesem waren, begaben wir uns natürlich im Wasser auf die Suche nach dem Mondfisch.
Da niemand mehr die Energie zum Kochen aufbringen konnte, beschlossen wir, gemeinsam in einem Restaurant zu Abend zu essen.
Nach einer deutlich angenehmeren Nacht als im Nightjet begann am Sonntagmorgen um 9 Uhr der erste Kurs, gemeinsam mit einem weiteren Bio-Leistungskurs aus Berlin. Zu Beginn vermittelte uns Mischa Schwarzmeier vom IfmB die Grundlagen zur Ökologie des Ökosystems Mittelmeer. Im Anschluss durften wir selbst praktisch arbeiten. In kleinen Gruppen bekamen wir Schalen mit Meerwasser und jeweils einem Meeresorganismus. Das Oberthema dieser Kursstunde lautete „Stachelhäuter“, und so befanden sich in den Schalen verschiedene Seesterne, Seeigel und Seegurken. Mithilfe von Bestimmungsbüchern unter Beobachtung der morphologischen Merkmale gelang es uns, sie eindeutig zu bestimmen und uns über sie zu informieren. Um 13 Uhr war der erste Kursteil beendet.
Luidia ciliaris (Siebenarmiger Seestern) und Arbacia lixula (Schwarzer Seeigel)
Nach einem selbstgekochten Mittagessen ging es bereits weiter zum nächsten Programmpunkt. Wir bekamen unsere Schnorchelausrüstung, probierten sie an und unternahmen eine erste kleine Schnorcheltour im warmen Mittelmeer. Hier konnten wir uns eigenständig einen Überblick über die Biodiversität des Mittelmeers verschaffen.
Nach dem gemeinsamen Abendbrot klang dann der Tag am Strand aus und wir beobachteten dort den Sonnenuntergang.
Da der Kurs am Montag erst um 14 Uhr begann, nutzten wir den Vormittag um die Insel zu erkunden. Wir fuhren mit dem Bus in das Bergdorf „Giglio Castello“. Dieses sehr malerische Dorf schauten wir uns ausgiebig an und genossen ein echtes italienisches Eis, bevor wir uns zu Fuß zurück auf den Weg zum Institut machten. Der etwa anderthalbstündige Wanderweg führte uns mit wunderschönem Ausblick auf das Meer durch die Macchia, die typische Vegetation der Insel. Auf unserem Weg begegneten wir zahlreichen Eidechsen und imposanten Sukkulenten, bevor wir wieder in unseren Apartments ankamen.
Das Thema des Kurses an diesem Nachmittag war das Benthal, also der Meeresboden. Nach kurzer Theorie über die Systematik der Meeresorganismen folgte wieder die Praxis und wir konnten selbst Tiere und Pflanzen des Mittelmeers bestimmen. Darunter waren dieses Mal Korallen, wie z.B. der Neptunschleier, Seetomaten und Seescheiden, aber auch Rot- und Grünalgen. Wir erfuhren tiefgründige Einblicke in die Welt der Nesseltiere und konnten anhand eines Videos verstehen, wie es diesen Tieren möglich ist, ihre Beute zu betäuben oder gar töten zu können.
Am Dienstag stand das Highlight der Fachexkursion an – wir machten einen geführten Schnorchelgang. Dabei konnten wir viele der Organismen, über die wir in den vorherigen Kursstunden gelernt hatten, in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Wir konnten auch viele bunte Fische sehen, schwammen an
Schirmalgen vorbei und stoppten an Seetomaten. Ein besonders bemerkenswerter Fund war ein spaghetti-ähnlicher Organismus, der sich später als Seeanemone herausstellte. Für die Mutigen unter uns gab es auch die Möglichkeit mitten im Meer abzutauchen. Für die zahlreichen bunten Organismen, welche wir ausgiebig auskundschafteten, lohnte sich sogar das nervige Anziehen des Neoprenanzuges. Der Mondfisch blieb jedoch weiterhin unentdeckt.
Auch an diesem Tag folgte nachmittags ein vierstündiger Kurs, diesmal zum Thema Weich- und Sandboden. Hierbei bekam jede Person einen zu bestimmenden Organismus. Darunter waren viele Weichtiere, See- und Haarsterne aber auch Krabben und einige sessile Organismen. Uns wurde insbesondere ein Einblick in die Welt der Schnecken und damit verbunden auch in die Welt der Einsiedlerkrebse gegeben. Weiterhin zeichneten wir unsere Organismen in ihre entsprechende Umgebung an eine Tafel.
Da die meisten von uns noch nicht genug hatten vom Schnorcheln, stand nach einer Sättigung beim gemeinsamen Abendbrot noch ein geführter Schnorchelgang bei Nacht an, der pünktlich zum Sonnenuntergang startete. Mithilfe von Taschenlampen konnten wir so auch nachtaktive Organismen sehen. Die mit Abstand beeindruckendsten Tieren waren dabei die Muränen. Weiterhin konnten wir sogar Oktopusse sehen. Erschöpft, aber natürlich auch beeindruckt von den vielen Erlebnissen dieses Tages fielen wir alle ins Bett.
Am Mittwoch stand die letzte Einheit des Kurses an. Der Kursleiter Mischa gab uns dieses Mal einen großen Einblick in die Organismen des Pelagials. Dabei konnten wir selbst wieder aktiv werden und Plankton mikrokopieren. Wir lernten, dass Plankton der Überbegriff für alle Organismen ist, welche sich nicht aktiv horizontal bewegen können und dass Plankton sehr vielgestaltig ist. Im letzten praktischen Teil bekam jeder eine Schale, gefüllt mit Seegras und verschiedenen Algen. Unsere Aufgabe bestand darin, alle mobilen Organismen mithilfe von Pinzetten herauszusuchen und auf ein Glas zu setzen. Das klang einfacher als es war, da die Tiere oft sehr gut angepasst waren. In unseren Schalen entdeckten wir zahlreiche kleine Krebse,
Schnecken und Einsiedlerkrebse. Bevor der Kurs beendet wurde, bekamen wir noch wertvolle Tipps für den Alltag. Denn wie wir in der Woche lernten, ist das marine Leben äußerst vielfältig und um diese Vielfalt zu schützen, kann man selbst einige (trivial erscheinende) Dinge tun, wie z.B. Strom sparen und weniger Plastik verwenden.
Den Rest des Tages verbrachten wir alle zusammen am Strand. Wir badeten und genossen das schöne Wetter. Auch den letzten Sonnenuntergang auf Giglio konnten wir am Strand erleben, noch immer in der Hoffnung vielleicht den Mondfisch sehen zu können.
Am Donnerstag traten wir die Rückreise an. Mit gepackten Koffern und einer besenreinen Wohnung verließen wir Giglio Campese gegen 10 Uhr und fuhren mit dem Bus in Richtung Fährhafen. Jedoch waren beabsichtigterweise statt 12 nur 10 Bustickets besorgt, denn zwei von uns konnten im Auto zusammen mit dem Gepäck an den Hafen gebracht werden. Nach der einstündigen Fährfahrt ans Festland, leckeren italienischen Snacks und Kaffee nahmen wir wieder den Zug nach Florenz. Im Zug holten die meisten von uns den Schlaf der Woche nach.
Da wir in Florenz eine lange Umsteigezeit hatten, konnten wir uns noch entspannt die Stadt mit wunderschöner Architektur ansehen und ein letztes Mal gemeinsam italienisch zu Abend essen. Anstatt mit dem Nightjet fuhren wir mit dem Flixbus zurück nach München. Doch auch diese Nacht war nicht allzu angenehm, da gegen 5 Uhr eine Zollkontrolle von der Bundespolizei durchgeführt wurde. Auch in den restlichen Zügen wurde überwiegend geschlafen und wir kamen Freitag Mittag, nach wieder ca. 27 Stunden, sehr müde doch voller toller Erinnerungen, in Jena an.
Trotz der zahlreichen und intensiven Strandbesuche fehlte vom Mondfisch jede Spur.
Für uns war die Woche zeitgleich sehr lehrreich, voller neuer Erkenntnisse und äußerst spaßig. Wir werden alle diese Fachexkursion nie vergessen.
Text: Mara Hanse
Fotos: wir alle