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Von Oxiden, Orgeln und Organischer Chemie

Die Bundesrunde von „Chemie – die stimmt“ in Leipzig

„Chemie – die stimmt“ ist ein bundesweiter Chemiewettbewerb in vier Runden. Vom 17. bis zum 21.9.2024 fand in Leipzig die Bundesrunde statt. Dabei erwartete die Teilnehmer eine Multiple-Choice-Klausur, eine vierstündige praktische Klausur, eine vierstündige theoretische Klausur und ein umfangreiches Rahmenprogramm. Von unserem Gymnasium nahm dabei Helene aus Klassenstufe 10 teil. Wir freuen uns, dass sie sich im nachfolgenden Text zur Bundesrunde und ihren Erfahrungen äußert. Viel Spaß beim Lesen!

Am Morgen von Dienstag, dem 17.9.2024 machte ich mich auf, um mit Hilfe der Deutschen Bahn pünktlich bis 13 Uhr nach Leipzig zu gelangen. Entgegen aller Erwartung verlief die Zugfahrt problemlos und so kam ich schon gegen 11.30 Uhr im Hotel „Gwuni Mopera“ in Leipzig an. Dort waren zu dieser Zeit noch nicht viele Teilnehmer anwesend, doch mit der Zeit füllte sich der Innenhof des Hotels mit Betreuern und Finalisten. Da ich dort die einzige Teilnehmerin vom CZG war, begegneten mir dort viele neue Gesichter, doch einige Teilnehmer kannte ich schon aus der 3. Runde. Die Zimmeraufteilung hatten schon die Betreuer erledigt, die Mädchen waren immer zu zweit (eine Zehntklässlerin, eine Elftklässlerin), die Jungs zu dritt oder zu viert in einem Zimmer untergebracht, wobei anscheinend sehr darauf geachtet wurde, dass sich die Zimmernachbarinnen bzw. -nachbarn nicht kennen. Um ca. 13.30 Uhr brachen wir zur Chemisch-Mineralogischen-Fakultät der Uni Leipzig auf, wo wir als Erstes eine Sicherheitsunterweisung mitsamt Feuerlöschübung bekamen.

Danach bekamen wir unsere Kittel und wir gingen in kleinen Gruppen ins Labor, wo die Betreuer uns wichtige Dinge zeigten, die uns am nächsten Tag in der praktischen Klausur nützlich sein könnten. Anschließend besuchten wir noch einen Experimentalvortrag, den nicht nur wir, sondern auch verschiedene Leipziger Schulklassen bestaunten. Dabei gab es nicht nur viele spektakuläre Reaktionen mit z. B. Farbstoffen zu sehen, sondern es wurden alle Reaktionen auch sehr gut erklärt.

Nach dem Vortrag gingen wir zum Abendessen auf den Hof der Fakultät, wo gegrillt wurde, und aßen Rostbratwurst. Gegen ca. 22 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg zum Hotel, wo alle relativ schnell zu Bett gingen, um am nächsten Tag ausgeruht zu sein.

Am Mittwoch standen wir um 7 auf, um ab 7.30 Uhr zu frühstücken. Um ca. 8.30 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Fakultät, wo sogleich die erste Klausur anstand: die Multiple-Choice-Klausur. Innerhalb von einer Stunde wurden uns 30 Fragen gestellt und wir mussten die möglichen Antworten als richtig oder falsch einstufen. Während die Fragen am Anfang der Klausur noch relativ einfach zu beantworten waren, wurden diese immer komplizierter und ich hatte am Ende des Antwortbogens den Eindruck, ich sei in der Physikolympiade gelandet. Nach der Klausur besichtigten wir in zwei Gruppen geteilt den nahegelegenen Botanischen Garten [Foto 4] und anschließend gingen wir zurück zur Fakultät, um Mittag zu essen. Danach ging es sofort in die Labore zur Praxisklausur, wo ich Grünspan aus Kupfersulfat synthetisieren und Vakuumfiltrieren musste, eine Dünnschichtchromatografie zur Bestimmung von Medikamenten durchführte und eine Kupfersulfatlösung mithilfe von Iodometrie titrierte. Leider hinderte die Iodometrie die meisten Zehntklässler daran, den Umschlagpunkt zu erkennen, weshalb die dritte Aufgabe von den meisten falsch gelöst wurde. Wir arbeiteten unter dem Abzug, wahrscheinlich, damit die Ammoniakdämpfe nicht unsere Nase beschädigen oder andere mehr oder weniger gefährliche Chemikalien keinen Schaden anrichten konnten.

Die Elftklässler mussten im Labor unter anderem die Größe eines Gold-Nanopartikels und organische Stoffe mit Hilfe von Nachweisreaktionen bestimmen. Anschließend putzten wir alle gemeinsam nach einer kurzen Pause das Labor, die Arbeitsmittel und brachten die Chemikalien zum Abfall. Danach machten wir uns auf den Weg zum Hotel, wo es zum Abendessen Pizza gab. Nach dem Abendessen diskutierten wir noch über die Aufgaben in den Klausuren, einige chemische Dinge und über Schule, und gegen ca. 23 Uhr gingen wir ins Bett.

Am Donnerstag war der Tag ohne Klausuren, auch wenn wir trotzdem wieder um 7 aufstehen mussten und anschließend frühstückten, um 8.20 Uhr aufzubrechen. Wir fuhren dann als Gruppe von über 40 Leuten mit der Straßenbahn zum TROPOS-Institut, wo uns etwas über Atmosphärenuntersuchungen, Aerosole und eine Expedition in die Arktis erzählt wurde. Nach dem Mittagessen im Hotel brachen wir ins Stadtzentrum von Leipzig auf, wo uns in der Nikolaikirche eine Kirchenführung und eine Orgelführung gegeben wurde. Uns wurde etwas über die Geschichte der Kirche in der DDR erzählt und die (von Porsche gesponserte) Orgel erklärt und vorgespielt, wobei sogar ein Teilnehmer auf der Orgel spielen durfte.

Danach gingen wir zum Neuen Rathaus, wo wir den großen Turm bestiegen und einen großartigen Ausblick über die Stadt genießen durften.

Wieder im Hotel, stand nach dem Abendessen ein Gemeinschaftsabend auf dem Programm. Wie sich herausstellte, bedeutete dies „Power-Point-Karaoke“ mit freiwilligen und unfreiwilligen Präsentierenden. Da es glücklicherweise genügend Freiwillige gab, konnten alle entspannen und den Vorträgen über Bahnfahrten, Gummibärchen, Voldemort, Zellen, etc. lauschen. Der Gewinner der „Power-Point-Karaoke“ bekam sogar ein wertvolles Buch über anorganische Chemie geschenkt! Danach gingen die meisten ins Bett, um am nächsten Tag gut ausgeruht zu sein.

Am Freitag begann der Tag – wie die beiden Tage zuvor – und wir machten uns nach dem Frühstück auf den Weg zur Fakultät, um die vierstündige Theorie-Klausur zu schreiben. Pünktlich um 8.57 Uhr begann diese dann im Hörsaal, wo wir uns mit sechs Aufgaben beschäftigten. In der ersten Aufgabe der zehnten Klasse ging es um Siliciumverbindungen, in der zweiten um Kohlensäure, in der dritten um Teilchengeschwindigkeiten und deren Wahrscheinlichkeiten (Integralrechnung, was in der 10. Klasse noch niemand konnte), in der vierten um osmotischen Druck, in der fünften um ein Gift aus einem Agatha-Christie-Krimi und in der sechsten um Reaktionsmechanismen. Während die ersten Teilaufgaben immer noch relativ leicht zu lösen waren, wurde das Niveau in den Aufgaben immer schwerer. Die Betreuer zeigten uns während der Klausur die Zeit, indem sie auf der Tafel einen großen Pizzakreis zeichneten und je halbe Stunde ein Achtel davon kreativ ausmalten. Nach der Klausur gingen wir zu Fuß zu einem griechischen Restaurant, um dort Mittag zu essen. Anschließend fuhren wir in zwei Gruppen geteilt mit dem Bus zu einem Kanal in Leipzig, um eine zweistündige Kanutour zu unternehmen. Ich saß dabei mit drei Teilnehmern aus Dresden in einem Boot und wir waren meistens im Zickzack auf dem Wasser unterwegs, kamen aber alle (größtenteils) unbeschadet und trocken wieder am Anleger an.

Anschließend fuhren wir mit der Straßenbahn zurück zum Hotel, wo wir Abendessen aßen und uns unterhielten. Einige veranstalteten noch einen Spieleabend und natürlich musste auch schon ein wenig gepackt werden, bevor es zu Bett ging. Insgesamt war die Woche in Leipzig auf jeden Fall sehr interessant und erlebnisreich und eine gute Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen und Freundschaften zu knüpfen.

Text & Fotos: Helene Schweder

Das schreibt der Fachbereich Chemie zur Leistung von Helene

Nach einer für die Teilnehmer spannenden Woche mit vielen Aufgaben rund um die Chemie fand am Samstag, den 21.09.2024, die Siegerehrung zur 4. Runde im „Neuen Rathaus“ statt. Umrahmt wurde die Veranstaltung von musikalischen Beiträgen ehemaliger Teilnehmer und junger Künstler.
Den Impulsvortrag über „Molekulardynamik-Simulationen“ hielt ein ehemaliger Teilnehmer des Wettbewerbs: Prof. Christian Dreßler, der sehr anschaulich die Bewegung von Teilchen und die daraus resultierenden Einflüsse auf chemische Reaktionen darlegte. Daran anschließend wurden die Ehrengäste durch einen Vertreter der Stadt Leipzig vorgestellt und Prof. Jens Meiler, Leiter des Instituts für Wirkstoffentwicklung des Universitätsklinikums Leipzig, sprach einige Worte zur Bedeutung der Naturwissenschaften und des Wettbewerbs, ebenso die Vertreterin der Schulaufsicht in Sachsen.
Nach der Vorstellung des Fördervereins „Chemie, die stimmt“ und einigen Hinweisen zur Teilnahme an der Internationalen Chemieolymiade (alle Teilnehmer sind automatisch für die 2. Runde qualifiziert), stieg mit der Verleihung des Sonderpreises der Ingeborg-Gross-Stiftung allmählich die Spannung. Dieser Sonderpreis wird leistungsbezogen nach einem Punktesystem pro Runde verliehen und kürt für jede Region einen Preisträger. Gesamtsieger wurde das Wilhelm-Ostwald-Gymnasium Leipzig.
Der Höhepunkt der Veranstaltung war dann natürlich die Verleihung der Preise für den Wettbewerb. Um die Spannung noch etwas zu steigern, gab es zunächst einen kurzen statistischen Überblick über die Beantwortung bzw. die Durchführung der Praxisaufgaben. Abschließend erfolgte die Übergabe der Preise an die Gewinner: Gewürdigt wurden die 1. bis 6. Plätze in der Gesamtwertung und die ersten drei Plätze für die besten Ergebnisse in der Theorie bzw. in der Praxis.
Helene als Vertreterin unserer Schule und Ostthüringen hat sich gut geschlagen und in diesem Schuljahr erneut die Chance teilzunehmen. Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung.

Text: Diana Drefahl