Am Samstag ging es für Julia Tittelbach (11. Klasse) nach einer schönen Fachexkursionswoche, einem kurzen Aufenthalt zu Hause und der Abiturzeugnisübergabe der 12.-Klässler mit dem Zug nach Torgau zum International Girl‘s Camp der EGOI (European Girl‘s Olympiad in Informatics = Europäische Mädcheninformatikolympiade).
Dazu sollte man vielleicht wissen, dass diese nicht zum Zweck ihrer selbst, sondern zur Förderung der Mädchen in den Internationalen Informatikolympiaden ins Leben gerufen wurde, da diese dort immer noch unterrepräsentiert sind. In Deutschland wird dafür zu Schuljahresbeginn über Girl’s@BWINF gefragt, wer am Training dafür teilnehmen möchte. Gemeinsam mit zwei Freundinnen aus dem Jahrgang lerne ich dort nun seit zwei Jahren alles Mögliche über C++, aber vor allem die verschiedenen Algorithmen, um Aufgaben des Competitive Programming möglichst effizient zu lösen.
Im Winter gibt es dann meist einen Lehrgang, bei dem wir die anderen Teilnehmerinnen dann auch mal in echt und nicht nur über Discord kennenlernen dürfen. Im letzten Jahr fuhren wir dafür nach Frankfurt am Main, in diesem nach Magdeburg. Im März wurde es dann zum ersten Mal richtig ernst: Die Vorqualifikation zur Auswahl des deutschen Teams standen bevor. Dafür nutzen wir alle zwei Tage an verschiedenen Wochenenden, um je einen 5-stündige Klausur zu schreiben, welche alle gut meisterten, wodurch wir die Möglichkeit hatten, an der finalen Qualifikation teilzunehmen.
Aufgrund der stressigen Klausurenphase und weiteren Verpflichtungen schrieb ich diese dann alleine mit, bekam von den anderen beiden aber viel Unterstützung in Form von Daumendrücken. Denn auch das ist etwas, was ich persönlich an dem Wettbewerb ausschließlich mit Mädchen sehr zu schätzen weiß: der Wettbewerb selbst tritt schnell in den Hintergrund, man freut sich für die Anderen und versucht sie bestmöglich zu unterstützen.
Einige werden jetzt vielleicht schon neugierig sein, wie ich mich bei den Auswahlklausuren geschlagen habe. Bis ich eine Antwort hatte, musste ich auch einige Zeit warten, aber kann jetzt sagen: Für das deutsche Team hat es leider nicht gereicht, was mich im ersten Moment etwas enttäuscht hat, weil es scheinbar doch recht knapp war. Dann überwog aber schnell die Freude, denn für das deutsche Team des internationalen Vorbereitungslehrgang hat es gereicht.
Wenn du jetzt weiblich und nicht-binär bist, Spaß an Informatik hast und im nächsten Jahr noch zur Schule gehst, könnte das vielleicht auch etwas für dich sein. Eine nicht-graphische Programmiersprache zu beherrschen, kann von Vorteil sein, wobei man das recht schnell lernen kann. Weitere Infos und den Link zur Anmeldung findest du hier: EGOI Training: BWINF Solltest du dir unsicher sein, ob das etwas für dich ist oder nicht, würde ich dich gerne ermutigen, es einfach mal auszuprobieren. Aufhören kann man dann schnell wieder, wenn es doch nicht das Richtige ist. Und wie der Lehrgang nun für mich war, davon möchte Julia Tittelbach nun genauer berichten.
Samstag
16:00 Uhr
Gerade sitze ich im Zug nach Torgau. Mit der deutschen Bahn geht das natürlich nicht ohne wenigstens ein bisschen Spannung und Nervenkitzel. Trotz Verspätung konnte ich den Zug nach Leipzig in Bad Kösen aber doch noch erreichen, da dieser glücklicherweise hinter uns war. Damit werde ich wohl kurz nach 18 Uhr an der Jugendherberge ankommen, wo Teilnehmerinnen aus Deutschland, Österreich, Polen und der Schweiz schon warten, da sie gestern bereits angereist sind.
22:00 Uhr
Nun liege ich müde im Bett und berichte noch von den letzten vier Stunden. Gegen 18 Uhr kam ich pünktlich zum Abendessen in der Jugendherberge an, wo ich direkt einige bekannte Gesichter sah. Anschließend wurde das Zimmer bezogen und ich musste unseren Aufenthaltsraum finden. Glücklicherweise kam eine der Coaches kurz nach mir, sodass sie mir den Weg zeigen konnte. Alleine hätte ich das nie gefunden. Dort angekommen schloss ich mich einer Gruppe von drei Schweizerinnen an und lernte ein neues Spiel namens „The Crew“. Kommuniziert werden musste auf Englisch, da eine nur französisch sprach. Das und die Tatsache, dass Schweizer entgegen des Uhrzeigersinns spielen, sowie meine Müdigkeit, machten es zu einer kleinen Herausforderung das Spiel zu verstehen, was ich jedoch nach einigen Runden gut meistern konnte.





Montag
8:00 Uhr
Nach dem eher schweigsamen Frühstück geht es nun gleich zum Team-Contest. Da bin ich sehr gespannt, wie das funktionieren wird, weil wir unsere Gruppen noch nicht kennen. Da heute auch die Projektwoche in Jena beginnt, bin ich zudem sehr gespannt, was ich von dort hören werde und wie sich vor allem die Schülercafé- und Bandraumgruppe schlagen wird.
12:30 Uhr
Der Gruppencontest ist geschafft. Wir haben Ideen zu verschiedenen Aufgaben gehabt, jedoch durfte immer nur eine von uns coden, wodurch es manchmal etwas Stau gab sozusagen. Alles in allem sind wir aber recht zufrieden und gehen zum Mittagessen.
15:00 Uhr
Die letzten 1,5 Stunden wurden die Aufgaben ausgewertet, was nun doch recht intensiv und damit anstrengend war, daher machen wir jetzt einen kleinen Spaziergang.
16:30 Uhr
Für uns ging es eben zum Spielplatz, welcher sowohl für Klein, als auch für Groß geeignet war. Gelegen an einem kleinen See konnten wir so sehr gut abschalten. Einige haben jetzt noch die Motivation einen Codeforces-Contest zu schreiben. Ich wende mich dann doch eher dem Upsolving einiger Aufgaben zu, auch wenn das durch Internetprobleme erschwert wird.
19:00 Uhr
Getragen vom starken Wind sind wir quasi in die Jugendherberge zum Abendessen geflogen. Dort habe ich mich vor allem mit den Österreicherinnen unterhalten und wir haben schon mal überlegt, welche Themen man für die anstehenden Lightning-Talks nutzen könnte.
21:30 Uhr
Die Lightning-Talks standen an: erst Themen für die Coaches überlegen und diese verteilen. Dann: die eigene Gruppe und ein Thema finden und in einen bis zu fünfminütigen Vortrag verwandeln. Dafür: 30 Minuten Zeit.
Eine Gruppe fand ich schnell, der Wunsch zu internationalen Gruppen wurde größtenteils nicht erfüllt. Glücklicherweise hatten meine Gruppenmitglieder schon Ideen für den Vortrag. Wir entschieden uns schnell dafür, darüber zu sprechen, wie man Lightning-Talks hält und welche Angststadien man dabei durchläuft, da wir das alles schon mehrfach gemacht haben. Unser freundlicher Helfer, der uns immer zur Seite stand: ChatGPT. Damit erstellten wir erfolgreich eine Präsentation, der Rest wurde dann spontan improvisiert.
Anschließend begonnen die Talks: wir lernten, warum man zu spät kommen sollte (oder manchmal besser gar nicht), sahen polnische Memes, ein Essensranking mit Speisen aus Polen, Deutschland und der Schweiz, Deutsch und Polnisch für Anfänger (mit Wörtern wie Eichhörnchen, Streichholzschächtelchen, Biber oder Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz, welche sowohl von einem deutschen Coach auf Polnisch und einem polnischen Coach auf Deutsch ausgesprochen wurden, was beide gut meisterten), den Tipp Merch von den Wiener Linien zu kaufen, weil diese sehr zuverlässig sein und der Geschichte, wie sich die beiden Deutschen EGOI-Maskottchen Erika das Eichhörnchen, 57 der Wasserball und 111001 ein weiteres Eichhörnchen kennenlernten. Diese Geschichte war wirklich emotional und ergreifend, genauso wie unser Vortrag, welcher zum Schluss kam, über das bewältigen der angsteinflößenden Lightningtalks. Jetzt wurden hier die verschiedensten Snacks, sowie verschiedene Spiele ausgepackt.






Dienstag
8:00 Uhr
Heute mussten wir uns zum Frühstück auch noch unsere Lunchpakete vorbereiten, da wir heute einen 5-stündigen Contest schreiben und es somit nicht rechtzeitig zum Mittagessen schaffen. Dem Schweizer-Team wurden noch einige Tipps zu Contest-Strategien gegeben, von denen man natürlich auch etwas mitbekommt, wenn man direkt daneben sitzt. Der wichtigste Hinweis kam dabei am Ende: Spaß haben.
13:30 Uhr
Der Contest ist geschafft und ich habe vor allem viel Debugging gemacht, was gerade aufgrund von fehlender Motivation sehr anstrengend war. Gegen Ende wurde ich glücklicherweise doch etwas produktiver, wodurch ich nicht mit 0 Punkten aus dem Contest ging.
15:30 Uhr
Nach einer Mittagspause haben wir nun die Aufgaben besprochen, eigentlich hätte es machbar sein sollen.
Anschließend gab es heute noch ein animiertes Leaderbord mit einem Bild von Erika und 57, wenn jemand eine Aufgabe vollständig gelöst hat. Dabei stellte sich mal wieder heraus, dass die Polinnen sehr gut sind. Eine löste alle Aufgaben nach etwas mehr als 2,5 Stunden.
Anschließend bekamen wir Merch von unseren Sponsoren Quantco und JaneStreet: die T-Shirt-Verteilung war dabei wie immer kompliziert, da es zu wenig T-Shirts der Größe S und M gab. Da mir klar war, dass sie recht groß ausfallen, war ich mit einer XS sehr zufrieden. Ein weiteres Problem waren dann die Socken von Quantco. Diese gab es ausschließlich in 44-46. Und wie wir durch das Sortierspiel vom HPI wussten, passt das hier keinem. Anschließend wurden mit unseren neuen T-Shirts dann die obligatorischen Gruppenfotos gemacht.
18:00 Uhr
Mit dem deutschen Team und einer Österreicherin ging es noch einmal zum Spielplatz und zum See, wo wir viel über Musik, Förderung, Wünsche für das nächste Trainingsjahr und die Endrunde des Bundeswettbewerbs Informatik sprachen, an der einige schon teilgenommen haben oder es kommenden September tun werden.
23:00 Uhr
Müde geht es für mich jetzt ins Bett. Nach unserem Spaziergang ging es für uns zum Abendessen, wo es wieder typisch ostdeutsches Essen gab: Nudeln mit Jägerschnitzel und zum Nachtisch Rote Grütze. Den etwas irritierten anderen Teilnehmerinnen musste das erst ein mal erklärt werden, da sie sich unter beidem ganz andere Sachen vorgestellt hatten.
Anschließend wollten wir Wizard spielen, wurden dann aber dazu überredet noch einmal mit raus zu gehen. Diesmal ging es, wie immer, wieder zum Spielplatz und anschließend aber zum Großen Teich Torgau. Diesen beim Sonnenuntergang zu sehen, war sehr schön und auch dort gab es wieder einen Spielplatz mit einer etwas interessanten Rutsche. Auf dem Hin- und Rückweg wurde viel über Olympiaden, aber auch lauter andere Dinge gesprochen. Für einen polnischen Coach (die einzige männliche Person des Lehrgangs) war das Ganze ein gutes Deutschtraining, da wir dort kaum Englisch sprachen.




Mittwoch
8:00 Uhr
Nach dem Frühstück mussten wir jetzt die ersten drei deutschen Teilnehmerinnen verabschieden, welche heute zu den Forschungstagen nach Saarbrücken fahren. Für uns beginnt nun bald der letzte Contest. Leider hat das österreichische Team den Zeitplan der Coaches und nicht den der Teilnehmerinnen bekommen, sodass wir nun schon vorher wissen, dass es ein „Motivationscontest“ sein soll und die Aufgaben nicht so schwer sein sollten. Bedeutet aber auch, wenn man jetzt nichts rausbekommt, wäre das schon sehr deprimierend.
13:30 Uhr
Jetzt beginnt die Aufgabenbesprechung. Der Contest lief allgemein gut, ich konnte gerade zu Beginn einige Aufgaben sehr schnell lösen. Das Ganze fand heute wieder auf der Seite der Schweiz statt. Der große Vorteil: Man kann sich Memes ansehen, wenn man eine Submission macht. Ein Nachteil am WLAN: es funktioniert nicht, wenn man es braucht. So verbrachte ich teilweise mehrere Minuten damit die Website wieder zum Laufen zu bekommen, um eine Submission zu machen oder auf einer der zugelassenen Websiten noch mal etwas nachzulesen. Jedoch war das für mich schon nicht mehr neu.
18:00 Uhr
Da die Aufgaben heute nicht so schwierig waren, konnten wir die Besprechung diesmal schnell abhaken. Anschließend ging es für uns ins Schwimmbad, was bei den Temperaturen genau das richtige war. Aufgrund von technischen Problemen, war das Außenbecken leider geschlossen. Daher konnten wir nur die zwei Innenbecken nutzen, von denen eines eine Rutsche hatte, welche jedoch eher langweilig und sehr, sehr langsam war.
Vorteilhaft im Schwimmbad war jedoch auch wieder unser Maskottchen 57, denn es ist ein Wasserball. Jetzt kann niemand mehr sagen, dass das nicht super praktisch ist. Außerdem haben wir uns viel unterhalten, dabei oft die Sprachen gewechselt und auf Deutsch, Englisch und Französisch geredet. Dass das sehr verwirrend sein kann, stellte sich spätestens dann heraus, als ich einer der Coaches auf Deutsch etwas sagte und sie mich fragte, ob ich das nicht auf Deutsch sagen könnte, weil sie dachte ich spreche Englisch und es so nicht verstehen konnte. Zusätzlich haben wir dort schon einen Plan für den Abend gemacht und entschieden, dass wir versuchen könnten, später am Abend Pizza zu bestellen, da es das Abendessen in der Jugendherberge immer recht zeitig gab und der letzte Abend schließlich genutzt werden muss.
1:00 Uhr
Nach dem Abendessen haben wir uns alle noch einmal im Seminarraum getroffen. Dort wurde dann der Pizza-Plan verkündet und wir mussten uns auf die Pizzen und Getränke einigen, was jedoch recht schnell möglich war.
Nun wurde es Zeit noch ein mal die Spiele auszupacken. Dabei habe ich das Spiel „Bang!“ kennengelernt. Auch wenn ich nicht so erfolgreich darin war, weil ich immer als erste oder zweite gestorben bin, hat es sehr viel Spaß gemacht. Komplizierter wurde das Spiel auch dadurch, dass es auf Französisch war und man sich die ein oder andere Karte doch öfter erklären lassen musste.
Nach der Pizza kam dann noch die Idee von PowerPoint-Karaoke auf. So lernten wir mit großem Unterhaltungswert, dass Delfine Beine haben und Fotoshootings machen, welche Formeln man als Kindergärtner können muss, wie man sich gesund ernährt, sein Leben durch Drogenkonsum verlängert und wie es ist ein Google-Mitarbeiter zu sein und dort um den Rangaufstieg im unternehmen zu kämpfen.
Alles in allem war das jetzt ein sehr witziger und schöner letzter Abend mit den ganzen Teilnehmerinnen.




Donnerstag
8:30 Uhr
Mein Wecker hat heute wieder kurz nach 7 geklingelt. Pünktlich dazu kam meine Mitbewohnerin rein, die diese Nacht nicht nur wenig, sondern gar nicht geschlafen hat. Zuerst wurde dann ein bisschen Koffer gepackt und es ging zum Frühstück. Für viele war das eben schon ein sehr komischer Moment, da die Zeit sehr schnell vorbei ging und wir uns alle gut verstanden haben. Die Polinnen mussten dann auch schon abfahren, wir haben uns von ihnen verabschiedet und viel Glück für die EGOI gewünscht.
9:45 Uhr
Gegen 8:50 Uhr bin ich mit dem Schweizer Team, zwei Coaches und einer weiteren deutschen Teilnehmerin an der Jugendherberge losgelaufen. Leider konnte ich mich nicht von allen verabschieden, da sie noch mit packen beschäftigt waren. Eine kurze Nachricht musste nun reichen und ich hoffe sehr, sie irgendwann wiederzusehen. Anschließend ging es noch zu Aldi, damit sich die Schweizerinnen etwas zum Mittagessen kaufen konnten. Jetzt würden sie gerne jedes Camp hier machen, weil es deutlich günstiger ist, als in der Schweiz. Danach ging es vorbei an den Spielplätzen zum Bahnhof, wo wir nun in der S-Bahn nach Leipzig sitzen und die letzte Stunde zusammen genießen.
11:30 Uhr
Jetzt sitze ich im Zug nach Jena und schreibe über die letzten Ereignisse meiner Reise und speichere weiter fleißig die Nummern der anderen Teilnehmerinnen mit denen wir nun eine Gruppe erstellt haben, um in Kontakt bleiben zu können. In Leipzig musste ich mich nun endgültig von allen verabschieden, was schon ein wenig traurig war. Es war sehr inspirierend so viele tolle neue verschiedene Menschen kennenzulernen, mit denen man trotzdem sehr viele Gemeinsamkeiten hat. Ich hoffe sehr, sie irgendwann wieder zu treffen. Einige vielleicht ja zur EGOI 2026 oder zum zugehörigen Vorbereitungslehrgang, für den ich sehr dankbar bin. Genauso wie für die ganzen tollen Coaches und Sponsoren, die uns das ermöglichen. Auch wenn solche Lehrgänge immer schnell vorbeigehen und der Abschied etwas traurig ist, freue ich mich jetzt schon darauf gleich die Ergebnisse der Projektwoche zu sehen und meine Freunde beim Schulfest endlich wieder zu treffen.
Bis ich jedoch dort ankomme, werde ich noch meine Anmeldung für das EGOI-Training 2025/26 abschicken. Vielleicht treffe ich dort ja jemanden, der das gerade liest…
Meldet euch bei Interesse gern bei Julia Tittelbach, die nach den Sommerferien die Klassenstufe 12 besucht.
Text: Julia Tittelbach