Am 9. November, dem Tag der Reichspogromnacht 1938, haben in diesem Jahr Schüler*innen und Lehrer*innen unsere Schule im Rahmen der politisch-künstlerischen Aktion „Klang der Stolpersteine“ an die Schicksale der Menschen erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. An vielen Orten der Stadt Jena finden jährlich an diesem Tag Kurzkonzerte und kleine Performances statt. Das Carl-Zeiss-Gymnasium hat in diesem Jahr erstmalig eine eigene Station innegehabt. An der alten Kinderklinik in der Kochstraße 2 erinnerten wir gemeinsam an die Kinder und Jugendlichen, die in Jena und in der Thüringischen Landesheilanstalt Stadtroda dem Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten zum Opfer fielen. In der Zeit zwischen 1939 und 1945 ermordeten die Nationalsozialisten in Deutschland mindestens 5.000 Kinder mit Behinderungen. Sie hielten sie für „lebensunwertes Leben“, für „Parasiten am deutschen Volkskörper“. Daher planten sie ihre schrittweise Ermordung. Hitler selbst gab das Ermordungsprogramm in Auftrag. Die Nazis bezeichneten es auch als „Euthanasie“ – eine zynische Entfremdung des Wortes, das eigentlich einen leichten und schönen Tod meint.
Anhand von drei Fällen aus Jena stellten wir Fragen zu den Todesursachen und Krankenakten, spiegelten die Hilflosigkeit der Hinterbliebenen wider und legten dar, wie die einzelnen Schicksale und Diagnosen aussahen. Die Kleinkinder Sabine, Dietmar und Eckehard dienten dabei stellvertretend für so viele Kinder, denen man ihre Kindheit geraubt hatte.
Die Mischung aus den kritischen und emotionalen Aufarbeitungen der drei Schicksale, den reflektierten Texten und der stimmungsvollen, musikalischen Begleitung regte zum Nachdenken an und sorgte auch für die ein oder andere Träne.
Wir bedanken uns bei allen Künstler*innen, Zuhörer*innen und Helfer*innen für eine ehrwürdige, gelungene Veranstaltung!
Text von Victoria Rüttger 12/3