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Physik-Unterricht mit einem Bundestagsabgeordneten

Heute konnten wir den Physiker und Jenaer Bundestags-Abgeordneten (SPD), Herrn Dr. Holger Becker, bei uns an der Schule zum Physikunterricht in der Klassenstufe 11 begrüßen. Der 6h-Physik-Kurs stellte ihm zunächst die Ergebnisse von sechs der sieben durchführten Experimente zur Bestimmung der Schallgeschwindigkeit in Luft vor. Neben dem bekannten Kundtschen Rohr, der Bestimmung der Schallgeschwindigkeiten durch Überblasen eines Reagenzröhrchens und weiteren, interessierte sich Herr Dr. Becker besonders für das Quinckesche Interferenzrohr. Sehr zur Freude von Herrn Schade unterstrich Herr Dr. Becker die Bedeutung einer vollständigen Fehlerbetrachtung, hinterfragte diese nicht nur, sondern gab auch Hinweise, wie diese gelingen kann. Fehlerbetrachtung ist für die Lernenden immer sehr mühsam und wird deshalb auch nicht gemocht.


In einer Diskussionsrunde wurde deutlich, welche Kompetenz man für den Bundestag mitbringt, wenn man eine Naturwissenschaft studiert hat und so als Politiker diese Themenfelder gestalten kann. So erklärte uns der Bundestagsabgeordnete zu unserem Erstaunen, dass es in den MINT-Berufen überhaupt nur sehr wenige Abgeordnete im Deutschen Bundestag gibt. Ihm selbst gefällt es sehr gut, die Bevölkerung und auch die Wähler*innen seines Wahlkreises z.B. zum Thema der Energieversorgung zu repräsentieren und sie auch zu informieren.

Herr MdB Dr. Holger Becker (Mitte) mit Herrn Schade (links) und dem Schulleiter, Herrn Rodeck (rechts).


Noch in der Schule stand nach einem interessanten Physikunterricht fest: Ein Physik-Studium soll es sein, das ihn dann nach Heidelberg führte! Als Wissenschaftler träumte er natürlich auch schon vom Nobelpreis, auch wenn da noch nicht absehbar war, dass er Politiker werden würde. Das Studium beschreibt er rückblickend als sehr motivierend, weil damals wenig Vorgaben zu Inhalten und auch Prüfungen bestanden haben. Nach dem Vordiplom konnte er über den eigenen Studienplan hinaus eigene Studienschwerpunkte setzen. Sehr gern erinnert er sich an ein Sommerprogramm am CERN, bei dem er drei Nobelpreis-Träger getroffen hat. Am CERN begegnete er auch der Idee: Wie kann man einer Gesellschaft Physik „beibringen“? Oder: Wie kann man einer Gesellschaft mit naturwissenschaftlichem Wissen etwas Gutes tun? Sein Diplom für Physik erhielt er dann in Australien, um später in sehr angewandten Forschungsbereichen (Halbleiter) an der Entwicklung von Lithographie-Methoden mitzuwirken. Dort entstand auch einer der empfindlichsten Stickoxid-Sensoren. Ihn selbst fasziniert die Anwendung von Mikrosystem-Technik und eigentlich war geplant, dass er irgendwann als Professor arbeitet, forscht und lehrt. Ein Jobangebot erreichte ihn von Jenoptik und dort wurde er nur nach einem Jahr Geschäftsführer. Politik war und ist für ihn ein Ausgleich, den er gern „nebenbei“ betreibt. Nach dem gewonnenen Direktmandat in unserem Wahlkreis empfindet er es als Privileg, beide Leidenschaften – Physik und Politik – betreiben zu dürfen.
Gern heißen wir Herrn Dr. Becker nochmals im Physik-Unterricht unserer Schule willkommen und würden uns freuen, wenn er auch Zeit für die Politik-AG fände, die im Frühjahr wieder beginnt.