In der Woche vom 26.06. bis 30.06.2023 bestritten die Nachwuchs-Physiker der 11. Klasse unseres Gymnasiums ihre Studienfahrt im wunderbaren Leipzig. Neben den 14 Schülern und Schülerinnen quartierten sich die Physiklehrer Herr Schade und Herr Völker sowie der Referendar Herr Kölsch in den zwei Wohnungen im „Gwuni Mopera“ ein. Die genaue Bedeutung des Namens der Unterkunft blieb allen bis zum Schluss ein Rätsel, was jedoch seinen amüsanten Charakter erhielt. Auf jeden Fall stellte sie sich als sehr angenehm und perfekt für uns heraus, da sie nur 5 Minuten Fußmarsch vom zentralen gelegenen Augustusplatz entfernt lag. Von hier aus starteten wir unsere Abenteuer in und um Leipzig…
Getreu der offiziellen Bezeichnung „Studienfahrt“ war der Zeitplan vollgepackt mit spannenden und einzigartigen Stationen und Erlebnissen. Sicherlich machte jeder Erfahrungen mit strapazierter Denkleistung und ungünstigem Schlafmanagement, doch mit seinem Kampfspruch „Hau Ruck, Männer und Männerinnen“ konnte der Leitwolf, Herr Schade, die Truppe einschließlich seiner Mitbetreuer immer wieder aufs Neue motivieren.
Die erste Station dieser Woche war ein Praktikum an der geophysikalischen Fakultät der Universität Leipzig, wo wir mit professionelleren Geräten – als wir sie aus der Schule gewohnt sind und komplett neuer Software – umgehen durften. Ein erster Einblick in das Leben eines Physikstudierenden wurde schon vermittelt und es kann wohl stolz behauptet werden, dass sich alle wacker mit Halbleiterdioden, Schwingungen und Wellenoptik geschlagen haben. Im Anschluss wurden wir auf den neuesten Stand in der Forschung an Ionenquellen und deren Einsatzmöglichkeiten gebracht, wobei die Funktionsweisen durchaus mit unseren Kenntnissen aus dem Unterricht nachvollziehbar waren. So werden beispielsweise die kleinsten Ionenquellen genutzt, um Speicherelemente für zukünftige Quantencomputer der zukünftigen Forscher und Forscherinnen, zu denen wir eventuell gehören, zu fertigen. Ionen spielten auch am Institut für Oberflächenmodifizierung (IOM) eine gewichtige Rolle, da hier an Ionenantrieben und Ionenstrahlen zur hochpräzisen Oberflächenmodifikation gearbeitet wird. Zudem konnten wir die zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten von Pulslasern, Rasterkraft- und Elektronenmikroskopen erleben, mit denen man die Schöpfungen der Natur auf mikroskopischen Ebenen sehen konnte – Maikäfer muten auf Nanometerebene eher wie eine Stalagmitenlandschaft an. Ebenfalls beeindruckende Bilder konnten wir am Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) bestaunen, wo Einblicke in die Polarstern-Mission und in Schadstoff- bzw. Wolkenmessungen gegeben wurden.
Das Thema Energiewirtschaft spielt heutzutage eine entscheidende Rolle, weshalb wir dem Kohlekraftwerk Lippendorf und dem angrenzenden Tagebau Schleenhain einen Besuch abstatteten. Die Dimensionen der Förderanlagen und -gruben sowie die gewaltigen Brennöfen, Turbinen, Generatoren und vieles mehr rückten die Schwierigkeit und Notwendigkeit der Energiewende in ein neues Licht. Spätestens als wir die Leipziger Seenlandschaft vom Dach eines Brennturmes erblickten und die Massen an Wasserdampf vor uns aus den Kühltürmen aufstiegen sahen, waren alle überwältigt. Zudem wurde uns im H_2-Ready-Heizkraftwerk Leipzig-Süd einiges über die Energiestrategie Leipzigs nahegebracht, die neben der größten Solarthermie-Anlage Deutschlands auch einen neuen Warmwasserspeicher mit einem Fassungsvolumen von unglaublichen 〖43.000 m〗^3 umfasst.
Sportlich wurde es am Institut für angewandte Sportwissenschaft (IAT), dass an 65 % der deutschen Olympiamedaillen beteiligt war und weiterhin sein wird. Deshalb war es uns ein Privileg, die zahlreichen Mess- und Trainingsmethoden auszuprobieren und uns gelegentlich mit Sportstudenten zu messen. Zu den Inhalten gehörten ein 3D-Bodyscanner, Kraftdiagnostik an der Beinpresse, Rumpfkraftdiagnostik, ein Sprungmessplatz und das Schwimmen in einem der fünf hochmodernen Strömungskanäle in Europa. Auch das federleichte Laufen auf dem AlterG-Laufband, das die effektive Gewichtskraft auf 20 % reduzieren kann, bereitete viel Spaß und Begeisterung für Anwendungen der Physik im Sport. Der Spaßfaktor kam auch beim Wildwasserrafting am Markkleeberger See nicht zu kurz. Alle mussten ordentlich paddeln und bekamen eine Menge Wasser ab. Kurioserweise kenterte keines unserer Boote unabsichtlich, obwohl wir teilweise vollständig geflutet oder in die Luft geschleudert wurden – gelegentlich sorgten die Guides in den Booten für diverse todesangstähnliche Zustände unter den Besatzungsmitgliedern… nur nicht bei den tapferen Physikern und Physikerinnen des CZG, versteht sich ja von selbst. Nur auf den letzten 100 Metern machten zwei Schüler unserer Truppe doch noch einen Abgang – ob das Absicht war oder nicht, bleibt für immer ein Mysterium.
Abseits der riesigen Ladung an Physik machten wir selbstverständlich auch andere Erfahrungen in Leipzig, die uns auch einen Einblick ins Leben eines/-r Studierenden ermöglichten. Unsere Selbstverpflegung lief überraschend gut, da wir uns aufrafften, Kekse, Eierkuchen und Rührei zum Frühstück selbst zu machen. Bewaffnet mit Bemmen, Stullen, Schnitten oder in Kantinen wurde der Tag bestritten, bis der kritische Punkt des Abendbrotes erreicht wurde. Hier wurde größtenteils auf Brotreste, Burgerläden, Lasagne aus dem Supermarkt, viele Nudeln oder Pizza zurückgegriffen. Das Leben in der Unterkunft war praktisch wie eine WG – sogar mit gemeinsamen Spieleabenden. Beim Spielen von Lügenmax oder Murder-Mystery-Spielen war nicht nur Glück, welches unserer Kamerad Leon zum Leidwesen seiner Sitznachbarn in unverschämten Maß besaß, sondern auch Köpfchen gefragt. Aber größtenteils viel Glück. Allerdings taten sich auch für jeden die verschiedensten Abgründe in der WG auf – manche scheiterten schon an der Bedienung der Dusche oder dem Anreichern des Abwaschwassers mit Spülmittel (kurioserweise auch beides Leon).
Bei Steifzügen durch Leipzig konnte vieles bestaunt und erlebt werden, was ein Besuch der Aussichtsplattform des City-Hochhauses unterstrich. Am Ende der Woche war uns die Innenstadt sogar so vertraut, dass endlich das Mysterium um „Gwuni Mopera“ gelöst werden konnte. Die Mischung aus Gewandhaus und Uni sowie Moritzbastei, welcher der Club ist, in dem Angela Merkel während Ihres Physikstudiums an der Theke arbeitete, und Oper verdeutlicht, was für eine kulturell und an Wissenschaft reiche Stadt Leipzig ist, die sich in dieser Woche als ideal für unsere Studienfahrt herausgestellt hat.
Doch nach der Vielzahl an Instituten und Erlebnissen sind unsere Stehkapazitäten aufgebraucht und die Vorfreude auf entspannende Ferien ist riesig. Deshalb wünschen wir dem CZG schöne Sommerferien und bedanken uns herzlichst bei Herrn Schade, Herrn Völker und Herrn Kölsch, die uns eine unvergessliche Woche bescherten.
Written by: Cedric Fabien Schöppe
Reviewed by: Ambrosius Till Göttsch