Vom 27.01. bis 02.02.2024 fand in Göttingen die Bundesrunde des deutschen Auswahlwettbewerbs zur 54. Internationalen Physik-Olympiade (IPhO) statt. Unsere Schule wurde gleich von sechs unfassbar gutaussehenden Physikern vertreten: Florian Fieker, Maxim Konkin (beide Klasse 11), Moritz Janek Link, Cedric Fabien Schöppe, Meret Urban und Jannik Weber (alle Klasse 12). Dadurch waren wir nicht nur deutschlandweit die Schule mit den meisten Teilnehmern, sondern steigerten auch den Frauenanteil in Göttingen enorm.
Bereits die Anreise am Samstag bereitete aufgrund des Bahnstreiks ein paar Probleme. Doch davon ließen sich die Jenaer Physiker nicht irritieren. Fachgespräche über physikalische Themen, viel Schlaf im Auto sind schlichtweg unschlagbar und waren ein gebührender Übergang zwischen dem German Young Physicists’ Tournament und der IPhO-Bundesrunde. Der eigentliche Wettbewerb startete direkt am Sonntagmorgen. Während alle anderen Menschen gemütlich ihr Wochenende ausklingen ließen, rauchten den 49 Physikern in Göttingen bereits die Köpfe.
Der prinzipielle Tagesablauf gestaltete sich immer ähnlich und wurde von einigen Teilnehmern als „eine Mästung höchsten Grades“ beschrieben. Am frühen Morgen frühstückten wir ausgiebig und sammelten Motivation bei interessanten Tischgesprächen. Der anschließende 45minütige Spaziergang zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, dem diesjährigen Austragungsort der IPhO, weckte selbst den letzten noch auf. Kaum angekommen, folgte das, wofür alle Teilnehmer vor Ort waren, das, worauf alle seit Wochen warteten und wofür sie so hart gearbeitet hatten: die dreistündige Klausur. Über vier Tage verteilt, wurden im Wechsel Theorie- und Experimentalklausuren geschrieben, die das gesamte Spektrum der Physik auf hohem Niveau abdeckten. Die Experimente mussten sorgfältig beschrieben, durchgeführt, ausgewertet und fehleranalysiert werden. Es sollte zum Beispiel die Stoßzeit zweier pendelnder Metallkugeln über die Entladung eines Kondensators ermittelt und das Planck’sche Wirkungsquantum durch die Aufnahme von LED-Kennlinien bestimmt werden. Dabei fielen so manche Widerstände, Multimeter und LEDs in Rauchschwaden den Klausuren zum Opfer. Auch die Gehirne der Teilnehmer waren nach den drei Stunden kaum noch zu gebrauchen. Ein Glück, dass man bei der IPhO immer mit Essen und Trinken versorgt ist…
Die Theorieaufgaben beschäftigten sich mit Satellitenumläufen, Gasexplosionen, schwingenden Linsen und noch vielem mehr. Nach der Klausur folgte, was auch sonst, das immense Mittagessen in der DLR-Kantine. Da allerdings drei Stunden nicht genug Physik sind, folgten noch verschiedene Seminare über Elektrodynamik, Himmelsmechanik und Meteorologie, bevor in der Jugendherberge wieder zu Abend gegessen wurde. Kurioserweise waren am zweiten Tag die Nudeln alle – unvorstellbar für eine Jugendherberge. Der Abend diente zur intensiven Vorbereitung auf den nächsten Tag oder zum Entspannen, nachdem die Klausuren beendet waren.
Das Klima bei der IPhO wurde sicherlich von allen als besonders, aber vor allem als sehr angenehm und freudig empfunden. Die Vernetzung mit Gleichgesinnten aus ganz Deutschland und die gemeinsame Begeisterung für Physik und viele weitere Themen ließen keine Zeit für Langeweile. So wurde beispielsweise der komplette Donnerstag mit Workshops und Seminaren am DLR verbracht, um den Betreuern Zeit zum Korrigieren der Klausuren einzuräumen. Schon allein dafür lohnte sich die Qualifikation für die Bundesrunde: Wir durften uns in einen Windkanal stellen und im Cockpit eines Flugzeugs voller Dummies sitzen. Doch auch der gesellige Ausklang mit Bouldern, Bogenschießen und Spikeball oder der gemeinsame Sing-, Tanz- und Pantomimeabend am letzten Tag konnten nicht über die Aufregung hinwegtäuschen, wer denn nun unter den besten 15 Nachwuchsphysikern Deutschlands ist und in die Finalrunde einzieht…
Freitagmorgen – Hektik, Hunger und Hochstimmung – ach ja, aber vor allem Müdigkeit. Per Bus zum DLR – alles gut. Sachen ablegen – kein Problem. Platz nehmen bei der Siegerehrung – komisches Gefühl. Angespanntes Warten während des Programms, den Danksagungen und Vielem mehr – höchst unangenehm. Die Ankündigung der Siegerehrung – eieiei. Die Siegerehrung – Horror, Psychoterror, alles, nur nicht schön! Die 35 nicht Weiterqualifizierten wurden nacheinander aufgerufen und von allen geehrt, doch ständig blieb das Bangen, doch bitte noch sitzen bleiben zu dürfen. Je länger die Zeit fortschritt, desto brutaler wurde es, alle waren angespannt, hoffnungsvoll, am Beten und Durchdrehen. Doch irgendwann war es vorbei. Sie müssen nicht warten, denn hier können wir die Ergebnisse der Bundesrunde des Auswahlwettbewerbes zur 54. Internationalen Physikolympiade direkt präsentieren:
- Meret (Platz 25) und Florian (Platz 32) vertraten unsere Schule im starken Mittelfeld
- Maxim (Platz 26) qualifizierte sich für das Auswahlseminar zur EOES
- Jannik (Platz 3), Moritz (Platz 13) und Cedric (Platz 10 mit den meisten Punkten in den Experimentalklausuren) qualifizierten sich für die Finalrunde der IPhO
Wir bedanken uns bei all unseren Unterstützern, dass wir diese tolle Woche erleben durften, ganz besonders bei den Physiklehrern unserer Schule: Herrn Schade, Herrn Völker und Frau Reichelt. Auch die ehemaligen Zeissianer, Maurice Zeuner und Luise Köhler, die als Betreuer bzw. ehemalige IPhO-Teilnehmer oder zumindest mentale Unterstützer vor Ort waren, haben viel zu dieser besonderen Zeit beigetragen. Doch auch das gemeinsame Mantra hat sich ausgezahlt: Willenskraft ist alles! Willenskraft, merkt euch das! 😉
Irgendwo in Nord-West Thüringen im RE1 nach Jena, den 02.02.2024, Cedric Schöppe und Meret Urban
Pressemitteilung des TMBJS: Bester Deutscher Physik-Nachwuchs: Vier von 15 aus Thüringen