„Die DDR hat meine Biografie zerstört“ – Erinnerungen eines ehemaligen Spezi-Schülers im Gespräch mit der 12. Klasse

In der letzten Doppelstunde für einen Geschichtskurs der Klassenstufe 12 wurde nochmals intensiv über Probleme der DDR-Geschichte diskutiert. Eingeladen war mit Herrn Schmidt ein Schüler, der ab 1964 im zweiten Jahrgang der Spezialklassen eingeschult wurde und damit 1970 sein Abitur hätte ablegen können. Mitten in den Prüfungen wurde er jedoch ausgeschlossen und von der Spezialschule relegiert. Über das „Warum?“ diskutierte Herr Schmidt mit den Abiturienten intensiv, differenziert und nachdenklich. Er betonte, dass es ihm als naturwissenschaftlich interessierten Jugendlichen immer Freude machte, an den Mathematik-Olympiaden teilzunehmen und dabei auch erfolgreich wieder zur Schule zurückzukehren – Hausaufgaben für das Fach Mathematik erledigte er im Übrigen nie.


Seine intensive christliche Weltanschauung machte es ihm jedoch unmöglich, bei den Jungen Pionieren und der FDJ beteiligt zu sein – später verneinte er bei der Bewerbung für das Mathematik-Studium die Armeedienstzeit und dokumentierte so für die Schulleitung, dass er „politisch nicht tragbar sei“. Über dieses „Nicht-Mitmachen“ tauschte er sich in einer anregenden Diskussion mit den Abiturienten aus, die viele Fragen zu seiner NVA-Verweigerung hatten und auch nach Alternativen fragten. Sein Abiturzeugnis erhielt er im Rahmen seiner Rehabilitierung im Jahr 1990. Gleichzeitig machte er deutlich, dass er nicht im Groll auf diese Zeit zurückschaut, jedoch das politische System der DDR sehr eindrücklich bewertet.


Vielen Dank an Herrn Schmidt für den Besuch als Zeitzeuge bei uns an der Schule.


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